Aus zahlreichen Projekten und Gesprächen mit unseren Experten haben sich wiederkehrende Herausforderungen in S/4HANA-Transformationsvorhaben herauskristallisiert.
In unserer fünfteiligen Blogserie beleuchten wir typische Fallstricke, auf die Unternehmen regelmäßig stoßen – und zeigen praxisnahe Ansätze, wie sich diese gezielt vermeiden lassen. Teil 5 der Serie thematisiert das Thema Customizing und Integration.
Ein SAP S/4HANA-Transformationsprojekt ist weitaus mehr als ein reines IT-Upgrade. Für viele Unternehmen bedeutet der Umstieg vom bewährten SAP ECC auf die neue S/4HANA-Plattform eine umfassende Neuausrichtung von Prozessen, Technologien und Organisationsstrukturen. Projektmanager und Entscheidungsträger stehen hierbei vor zahlreichen Herausforderungen – sowohl technischer als auch organisatorischer Natur.
Eine SAP-Kundenumfrage zeigt beispielsweise, dass 62 % der typischen Probleme bei S/4HANA-Projekten auf menschliche Faktoren zurückzuführen sind.
Genau hier setzen wir an: Denn eine SAP S/4HANA-Transformation bedeutet nicht, bei null zu starten – vielmehr muss das neue System nahtlos in eine gewachsene IT-Landschaft eingebunden werden. Individuelle Anpassungen (Customizing), zahlreiche Schnittstellen zu Drittsystemen und komplexe Prozesslandschaften erhöhen dabei die Anforderungen erheblich. Ohne eine durchdachte Integrationsstrategie drohen unerwartete Abhängigkeiten, Schnittstellenprobleme und Verzögerungen im Go-Live.
In jedem Teil dieser Serie stellen wir typische Herausforderungen vor, zeigen bewährte Best Practices – und beleuchten, wie der gezielte Einsatz externer Experten zum Projekterfolg beitragen kann. Neben der Customizing und Integration beschäftigen wir uns in weiteren Teilen dieser Serie mit dem Change Management, der Verfügbarkeit interner Ressourcen, der Roadmap-Gestaltung, sowie dem Thema Datenmigration und Datenqualität.
S/4HANA wird selten auf der grünen Wiese eingeführt. In den meisten Fällen existieren bereits gewachsene SAP-Landschaften mit umfangreichem Customizing, individuellen Eigenentwicklungen und einer Vielzahl an Schnittstellen zu weiteren SAP- oder Drittsystemen. Diese Strukturen sind über Jahre hinweg gewachsen und oft eng mit den Geschäftsprozessen des Unternehmens verwoben. Die größte technische Herausforderung liegt darin, diese komplexe Umgebung in ein modernes, wartbares und zukunftssicheres S/4-System zu überführen, ohne den laufenden Betrieb zu gefährden.
Dabei stellen sich zwei zentrale Fragen, die den technischen Kern jeder S/4HANA-Transformation betreffen:
Was tun mit dem existierenden Custom Code? Über Jahre entstandene Eigenentwicklungen basieren oft auf Tabellen, Modulen oder User-Exits, die in S/4HANA nicht mehr existieren oder deren Struktur sich erheblich verändert hat. Jede dieser Anpassungen muss sorgfältig identifiziert, bewertet und – falls notwendig – angepasst, ersetzt oder zurück gebaut werden. Viele dieser Entwicklungen sind tief in die täglichen Abläufe integriert und können nicht einfach stillgelegt werden, ohne die Fachbereiche zu beeinträchtigen.
Wie erfolgt die nahtlose Integration in die bestehende IT-Landschaft? Egal ob EDI-Plattform, Data Warehouse, CRM-System oder Produktionssteuerung – S/4HANA muss mit diesen Systemen zuverlässig kommunizieren. Dabei erschweren neue Datenmodelle, restrukturierte Tabellen (z. B. im Materialstamm) und veränderte Schnittstellentechnologien die Integration erheblich. Auch Middleware-Lösungen wie SAP PI/PO oder SAP CPI müssen geprüft und gegebenenfalls angepasst werden.
In einer von uns durchgeführten Kundenbefragung zeigte sich: 64 % der Unternehmen sehen die Integration als größte technische Hürde.
Probleme entstehen beispielsweise dann, wenn Altschnittstellen auf Datenstrukturen zugreifen, die in S/4HANA restrukturiert oder zusammengeführt wurden. Oder wenn Middleware-Lösungen nicht auf dem neuesten Stand sind und moderne Protokolle wie REST oder OData nicht unterstützen. Auch fehlende Transparenz über bestehende Schnittstellenlandschaften führt häufig zu ungeplanten Verzögerungen und erhöht den Aufwand im Projekt.
Die Herausforderung liegt zudem darin, dass Eigenentwicklungen und Schnittstellen oft nicht umfassend dokumentiert sind. Wissen über deren genaue Funktionsweise ist häufig nur in den Köpfen einzelner Mitarbeitender verankert. Das erschwert die Planung und Umsetzung zusätzlich, insbesondere wenn personelle Veränderungen eintreten.
Transparenz und gezielte Reduktion sind die wichtigsten Leitprinzipien für die Bewältigung dieser Komplexität. Ein planvolles Vorgehen hilft, Risiken frühzeitig zu erkennen und die Systemlandschaft nachhaltig zu modernisieren:
Führen Sie einen umfassenden Custom Code Review durch, beispielsweise mit Hilfe des SAP ABAP Test Cockpit (ATC). Dieses Werkzeug analysiert bestehende Eigenentwicklungen systematisch hinsichtlich ihrer Kompatibilität mit S/4HANA und identifiziert potenzielle Problemstellen. Ergänzend können SAP Readiness Checks oder Erweiterungen wie der SAP Code Inspector genutzt werden, um die Analyse zu vertiefen.
Kategorisieren Sie Ihre Entwicklungen nach geschäftlicher Relevanz: Welche Programme und Erweiterungen sind geschäftskritisch und müssen zwingend übernommen werden? Welche können in S/4HANA durch Standardfunktionen ersetzt werden? Welche Anpassungen lassen sich auf modernere Weise umsetzen – beispielsweise über In-App-Extensibility oder Side-by-Side-Lösungen auf der SAP Business Technology Platform (BTP)? Diese Einordnung ermöglicht es, gezielt Altlasten abzubauen und die Systemlandschaft zu verschlanken.
Verfolgen Sie eine Clean-Core-Strategie: Ziel sollte es sein, möglichst viele Anforderungen im SAP-Standard abzubilden und notwendige Erweiterungen über moderne Mechanismen – wie BTP, APIs oder Erweiterungsframeworks – zu realisieren. So bleibt der Kern von S/4HANA möglichst unangetastet, was spätere Upgrades erheblich erleichtert und die Wartbarkeit der Landschaft langfristig verbessert.
Im Bereich der Integration empfiehlt sich ein frühzeitiges Schnittstellen-Mapping: Dokumentieren Sie systematisch, welche Systeme an SAP angebunden sind, welche Protokolle (z. B. IDoc, RFC, SOAP, REST) und Formate (z. B. XML, JSON, CSV) verwendet werden und welche Abhängigkeiten existieren. Ein solches Mapping schafft die Grundlage für eine realistische Planung der Integrationsaufgaben.
Testen Sie Schnittstellen End-to-End – und zwar nicht nur technisch, sondern auch fachlich. Prüfen Sie, ob etwa Aufträge, Buchungen oder Bewegungen korrekt übermittelt, verarbeitet und im Zielsystem übernommen werden. Nur so lässt sich sicherstellen, dass auch über Systemgrenzen hinweg die Geschäftsprozesse reibungslos funktionieren. Diese Tests sollten frühzeitig in das Projekt integriert werden, um nicht erst kurz vor Go-Live auf Probleme zu stoßen.
Ein zusätzlicher Erfolgsfaktor: Erstellen Sie einen Fahrplan für technische Schulden. Dokumentieren Sie, welche Altlasten Sie kurzfristig bereinigen und welche Sie in späteren Releases sukzessive abbauen wollen. So vermeiden Sie, dass vermeidbare Komplexität langfristig bestehen bleibt.
Die technische Tiefe und Komplexität dieser Herausforderungen erfordert Spezialwissen, das intern selten in der nötigen Breite und Tiefe vorhanden ist. Externe S/4HANA-Architekten, ABAP-Entwickler mit Migrations- und HANA-Erfahrung sowie Integrationsspezialisten für SAP PI/PO, SAP BTP oder REST-/SOAP-APIs können hier einen entscheidenden Beitrag leisten.
Sie unterstützen unter anderem bei:
der systematischen Anpassung und Optimierung von Custom Code unter Berücksichtigung von Performance, Sicherheit und Wartbarkeit,
der Konzeption und Umsetzung einer integrationsfähigen Zielarchitektur mit modernen Schnittstellenstandards,
der Identifikation und dem gezielten Abbau technischer Schulden, die den Projekterfolg behindern könnten.
Externe Experten bringen zudem häufig spezialisierte Tools mit – beispielsweise Code-Scanner, Performance-Checker oder API-Testwerkzeuge – und verfügen über umfangreiche Erfahrungen aus Transformationsprojekten in verschiedensten Branchen und Unternehmensgrößen. Dieses Know-how fließt direkt in die Projektumsetzung ein und verkürzt dadurch Entwicklungszyklen sowie minimiert Fehlerschleifen erheblich.
Sie arbeiten dabei eng mit der internen IT zusammen – je nach Bedarf als Coach, Enabler oder auch als operativer Projektleiter für technische Streams. Diese flexible Zusammenarbeit ermöglicht es, gezielt kritische Phasen des Projekts abzusichern, ohne langfristig Ressourcen zu binden.
So behalten Sie auch in technisch hochkomplexen Migrationsprojekten den Überblick, die Kontrolle – und vor allem die Zeitachse.
Setzen Sie daher auf Etengo als Partner an Ihrer Seite! Wir unterstützen Sie maßgeschneidert mit den passenden Experten und externen Dienstleistern, die Sie optimal bei der Vorbereitung auf die NIS-2-Anforderungen unterstützen. Unsere Erfahrung und unser Netzwerk ermöglichen es Ihnen, Ihr Transformations-Projekt effektiv und effizient zu gestalten. Nehmen Sie jetzt Kontakt auf.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern in diesem Blogartikel die männliche Form verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.